Bau

Schlanke Richtlinie statt dicker Regelwerke – Nordrhein-Westfalen macht Stahlbau im Land einfacher und bezahlbarer

04.09.2025

Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen teilt mit: 

Als erstes Bundesland erlaubt Nordrhein-Westfalen ab sofort die Anwendung des „EasyCode Stahlbau“: Der EasyCode kann alternativ zu den bisher gültigen komplizierten europäischen Regeln verwendet werden. Statt durch über 1.300 Seiten europäischer Vorschriften für den Stahlbau zu blättern, können Planerinnen und Planer nun auf ein schlankes Werk von 156 Seiten zurückgreifen. Möglich ist das, weil der EasyCode bewusst auf häufig vorkommende Praxisfälle beschränkt ist. Damit wird die Normenflut im Bauwesen spürbar eingedämmt. 

Entwickelt wurde der EasyCode von bauforumstahl e.V., der Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen und dem Verband der Prüfingenieure für Bautechnik Nordrhein-Westfalen auf der Grundlage von gemeinsam finanzierten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und der Fachhochschule Aachen. Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung unterstützt diesen Prozess durch die zügige Bekanntmachung als Technische Baubestimmung und dankt den Baupraktikerinnen und Baupraktikern und den Hochschulen für die Entwicklung. 

Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung: „Nordrhein-Westfalen setzt die Vorschriften für den Stahlbau auf Diät – und das ganz ohne Jo-Jo-Effekt. Mit 80 Prozent weniger Regelungsumfang trotzdem sicher planen. Mit dem EasyCode zeigen wir: Hand in Hand zwischen Staat, Baupraxis und Hochschulen machen wir in Nordrhein-Westfalen das Bauen einfacher, sicherer und günstiger. In Zeiten, in denen die Bauwirtschaft vor großen Herausforderungen steht, setzen wir damit ein klares Signal: Bauen darf nicht noch komplizierter werden, sondern muss einfacher und verlässlicher sein. Nordrhein-Westfalen ist damit erneut Vorreiter – wie schon bei der Muster-Holzbau-Richtlinie. Im Oktober 2024 hatte Nordrhein-Westfalen als erstes Land die neue Fassung der Muster-Holzbau-Richtlinie sehr schnell für die Praxis zugänglich gemacht.“

Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der Ingenieurkammer-Bau NRW: „Die Einführung des ‚EasyCode Stahlbau‘ ist ein Meilenstein auf dem Weg zu weniger Bürokratie und effektiverem Arbeiten in Planung und Ausführung. Die überbordende Normenflut und die in der Praxis nicht mehr zu beherrschende Zahl der technischen Bauvorschriften ist schon seit längerem als ein gravierender Hemmschuh für eine schnelle, effiziente, umsetzbare und damit auch kostentreue Planung identifiziert worden. Mit der Übernahme der Stahlbaurichtlinie in die Technischen Baubestimmungen des Landes Nordrhein-Westfalen zeigt das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung vorbildhaft, wie es laufen kann. Mit unseren Partnern vom bauforumstahl e.V., der Landesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik NW e.V., der RWTH Aachen und der FH Aachen ist es uns als Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen gelungen, mit einem vereinfachten, erprobten Regelwerk der Normenflut aus der Kraft des Berufsstands heraus entgegenzutreten. So schaffen wir es, mit 20 Prozent des bisherigen Regelumfangs rund 80 Prozent der durchschnittlichen Projekte im Stahlbau sicher zu planen. Das ist es, was Ingenieurinnen und Ingenieure brauchen: qualitativ und rechtlich abgesicherte, klare und handhabbare Regeln, um Projekte effizient umsetzen zu können. Dass Ministerium, Kammern und Verbände hier gemeinsam an einem Strang ziehen, ist ein starkes Signal: Die neue Richtlinie entlastet die Planenden spürbar – ohne die hohen Qualitätsstandards zu gefährden – und stärkt zugleich das Vertrauen in die Sicherheit und Verlässlichkeit unserer Bauwerke.“

Dipl.-Ing. Roland Eisler, 1. Vorsitzender Landesvereinigung für Prüfingenieure für Bautechnik NW e.V.: „Technische Regelwerke werden immer umfangreicher. Umso wichtiger sind Kompaktformate, die ihre Inhalte für Planende – besonders in kleinen und mittleren Unternehmen – praktisch nutzbar machen. Diesen Ansatz verfolgen die EasyCodes, die mit 20 Prozent des Umfangs 80 Prozent der Planungsaufgaben abdecken sollen. Die Stahlbaurichtlinie ist ein gelungenes Beispiel für die Umsetzung dieses Konzeptes und trägt somit zur Entbürokratisierung des Bauwesens bei. Die Vereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik NRW (vpi NRW) hat die Erstellung der Stahlbaurichtlinie von Beginn an begleitet und finanziell unterstützt. Daher freuen wir uns, dass nun die bauaufsichtliche Einführung bevorsteht und die Stahlbaurichtlinie so einer breiten Nutzerschaft in einem rechtlich abgesicherten Rahmen zur Verfügung steht.“

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Markus Feldmann, Institutsleiter und Lehrstuhlinhaber am Institut für Stahlbau und Lehrstuhl für Stahlbau und Leichtmetallbau der RWTH Aachen: „Mit dem ‚EasyCode Stahlbau‘ wird die Bemessung von einfachen Stahlbauten deutlich erleichtert. Er bereitet in komprimierter, stringenter und teils auch erklärender Form die wichtigsten Regeln des Eurocode 3 auf. Insbesondere für solche Tragwerksplaner und Tragwerksplanerinnen, die nicht jeden Tag einen Stahlbau auf den Tisch bekommen, ist der EasyCode ein wichtiges Dokument. Mit seiner Anwendung erwarten wir eine Verkürzung der Planungszeiten im Stahlhochbau.“

Prof. Dr.-Ing. Jörg Laumann, Leiter des Kompetenzzentrum für Nachhaltiges Bauen KNB und des Instituts für Baustoffe und Baukonstruktionen IBB an der FH Aachen: „Die aktuelle und zukünftige Entwicklung der Eurocodes zeigt aufgrund der unterschiedlichen Auffassungen der beteiligten Länder an den Inhalt und aufgrund neuer Bauarten, dass weiterhin mit einem Anwachsen des ohnehin extrem großen Normenumfangs zu rechnen ist. Die DASt-Richtlinie ‚EasyCode Stahlbau‘ bietet als deutlich komprimierter Regeltext die Möglichkeit, übliche Hochbaukonstruktionen effizient und wirtschaftlich zu bemessen, ohne die Regeln der Eurocodes zu verletzen. Gerade in Deutschland liegt eine Struktur aus vielen kleineren und mittleren Ingenieurbüros vor, die Baustoffübergreifend planen. Daher ist der EasyCode für diese Büros ein besonders geeignetes Hilfsmittel für die Stahlbaubemessung.“

Gregor Machura, Hauptgeschäftsführer bauforumstahl e.V.: „Als Verband setzen wir uns seit vielen Jahren für eine praxisgerechte Entbürokratisierung im Stahlbauwesen ein. Mit dem ‚EasyCode Stahlbau‘ ist nun ein wichtiger Schritt gelungen. Wir sind dankbar, mit Frau Ministerin Scharrenbach eine Partnerin an der Seite zu haben, die diese Forderung aus der Praxis aufgreift und entschlossen in konkrete Verbesserungen umsetzt. Gerade in einer Zeit, in der gewaltige Aufgaben im Hoch- und Tiefbau sowie bei der Modernisierung der Infrastruktur auf uns warten, ist es entscheidend, dass Ingenieurinnen, Ingenieure und Planende mit klaren und handhabbaren Regeln arbeiten können. Mit dem ‚EasyCode Stahlbau‘ steht ein Werkzeug zur Verfügung, das den Alltag in den Büros und auf den Baustellen spürbar erleichtert. Wir freuen uns, diesen Weg gemeinsam mit der Politik und unseren Partnern weiterzugehen, um das Bauen in Nordrhein-Westfalen einfacher, schneller und zukunftsfähiger zu machen.“

Der EasyCode versteht sich als Ergänzung, nicht als Ersatz: Der Eurocode 3 bleibt bestehen. Für viele Standardfälle im Stahlhochbau, Industriebau und Gewerbebau bietet der EasyCode jedoch eine praxistaugliche Alternative. Die Regeln basieren weiterhin auf den bewährten Konzepten des Eurocode, sind aber übersichtlicher und leichter anzuwenden – genau das, was Planerinnen und Planer in der Praxis wünschen. Dadurch wird das ordnungs- und vertragsgemäße Bauen erleichtert. Rechtssicheres Bauen wird umso einfacher, je geringer der Seitenumfang derjenigen Regeln der Technik ausfällt, die in vertraglichen Vereinbarungen und im Recht in Bezug genommen werden und zu beachten sind.

Für die Ausbildung künftiger Ingenieurgenerationen ist der EasyCode als kompaktes Regelwerk für Standardaufgaben im Stahlbau auch sehr gut geeignet, die wesentlichen Grundlagen des Stahlbaus im Studium zu vermitteln.

Die Bekanntmachung der EasyCode als Technische Baubestimmung im großen Flächenland Nordrhein-Westfalen erzeugt durch den erheblichen Marktanteil in Deutschland einen Anreiz für die Softwarehäuser, ihre Statikprogramme zeitnah so zu erweitern, dass sie wahlweise auch die Nachweisformate des EasyCode unterstützen. Das sorgt dafür, dass der EasyCode in der Praxis noch relevanter und einfacher einsetzbar wird.

Herausgeber der DASt-Richtlinie EasyCode Stahlbau ist der Deutsche Ausschuss für Stahlbau in Zusammenarbeit mit DIN Media GmbH: https://www.dinmedia.de/de/technische-regel/dast-richtlinie-easycode/393302709

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